Ein echter Nordhäuser

Veröffentlicht am 23.10.2008 in Landtag

NNZ Bericht zur Wahlkreiskonferenz Nordhausen 2

Mittwoch, 22.Oktober 2008, 20.51 Uhr
Die Sozialdemokratie der Rolandstadt wählte heute Abend ihren Direktkandidaten für die Landtagswahl im kommenden Jahr. Und wieder gab es eine faustdicke Überraschung. Die nnz mit dem Bericht von einer Partei, die nicht gerade geschlossen wirkt.
Der Berichterstatter kann sich noch genau an die Kandidatenaufstellung zur letzten Landtagswahl erinnern. Da schon wollte Andreas Wieninger in den Landtag einziehen. Doch die Stolperfallen bauten damals die eigenen Genossen auf. Heute in den Rolandstuben sollte alles glatt gehen. Selbst Wieninger - Ortschef der SPD - war sich am Montag noch sicher, daß es keinen Gegenkandidaten geben werde.

Doch es kam anders. 28 Mitglieder des Nordhäuser Ortsvereins waren an der Kandidatenkür interessiert. Obwohl der Ortsvorstand Wieninger einstimmig vorgeschlagen hatte, vermasselte Winfried Theuerkauf seinen Genossen die Show. Er sei bei der Vorstandssitzung nicht dabei gewesen und da es in den Wahlkämpfen des kommenden Jahres vor allem um Bildungsthemen gehe, wollte das sozialdemokratische Urgestein einen bildungskompetenten Kandidaten. Theuerkauf schlug deshalb Arndt Schelenhaus, den Pressesprecher der Nordhäuser Fachhochschule vor.

Das saß, kurzzeitig froren die Mienen im Wieninger-Lager ein. Stille im Saal. Damit hatte wohl niemand gerechnet. Für Wieninger sprachen sich dann eiligst Oberbürgermeisterin Barbara Rinke, Helga Uhl oder Volker Fütterer aus. Letzterer bemängelte die unglückliche Personalpolitik der Sozis in den vergangenen Jahren und forderte von den Mitgliedern ein klares Signal, denn letztlich geht es für Wieninger auch um einen attraktiven Listenplatz. Einen wirklich guten Zwischenruf gab es noch: "Wir wollen einen echten Nordhäuser!"

In seiner persönlichen Vorstellung legte Schelenhaus, der natürlich nicht gegen Wieninger kandidierte, sondern die Demokratie an diesem Abend verteidigen wollte, seinen Schwerpunkt auf die Bildungspolitik, da diese Themen durch die CDU im Landtag alles andere als zukunftsfähig besetzt seien.

Andreas Wieninger hatte sich auf seine Vorstellungsrede gründlich vorbereitet. Er sprach nicht, er referierte. Das, was der Beobachter zu hören bekam, nahm sich aus wie ein Parteitagsreferat. Natürlich kamen da die Phrasen der jüngsten Bundesparteitages der SPD rüber, zum Beispiel sprach Andreas Wieninger bei den 85 Prozent für Franz Müntefering von einem „ehrlichen Ergebnis“ (wie oft konnte man das in den vergangenen Tagen schon lesen). Der Ortsvorsitzende und Fraktionschef im Stadtrat zählte die Erfolge in Nordhausen auf, forderte den Mindestlohn und repetierte die Pleiten, das Pech und die Pannen der CDU im Land Thüringen. Mitverantwortlich dafür zwei Nordhäuser, die bekanntlich als Minister am Kabinettstisch sitzen würden.

Winfried Theuerkauf meinte in der Diskussion, daß sich die SPD im Wahlkampf klar zum Volksbegehren für mehr Demokratie bekennen müsse, letztlich unterscheide man sich da vor allem von den jetzigen CDU-Männern im Landtag, die „auch schon früher – vor der Wende“ nicht für Demokratie gewesen wären.

Dann machte Versammlungsleiter Matthias Jendricke dem Diskussionstreiben ein Ende – es wurde abgestimmt. Und dieses Ergebnis war denn auch alles andere als ein Zeichen für Geschlossenheit. Elf Stimmen gab es für Arndt Schelenhaus, 16 (57 Prozent) für Andreas Wieninger. Ganz klar, daß der Unterlegene dem Sieger seine Zusammenarbeit und Unterstützung anbot.

Volker Fütterer jedoch, der noch zehn Minuten zuvor ein klares Signal für Andreas Wieninger gefordert hatte, wird mit diesem Wahlergebnis noch so seine Probleme haben. Geschlossenheit sieht anders aus.
Peter-Stefan Greiner

 

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