Aus den Fehlern des Westens lernen - Integration ist teuer, Nichtintegration ist unbezahlbar!

Veröffentlicht am 02.06.2010 in Soziales

Der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration gibt scheinbar Entwarnung. Die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland sei besser als ihr Ruf, lautet es bei Focus-Online am 19.05.2010. Der Vorsitzende des Sachverständigenbeirats, Klaus Bade, spricht sogar von einem Erfolgsfall.

Einer solchen - wie auch immer motivierten - Irrlehre muss der Juso-Kreisverband Nordhausen zwangsläufig die rote Karte zeigen. Alle Zahlen belegen, dass Menschen mit Zuwanderungshintergrund in Deutschland in vielen Lebensbereichen immer noch hinten anstehen. Jeweils betrachtet am Bevölkerungsanteil sinkt ihr Anteil je höher der Bildungsabschluss wird, von Arbeitslosigkeit sind sie überproportional betroffen, in der Kriminalstatistik sind sie ausnahmsweise führend - nur getoppt vom prozentualen Anteil an den Empfängern von Sozialleistungen. Dies soll ein Erfolgsmodell sein? Nein! Selbst die OECD kritisiert die Bundesrepublik wegen der schlechten gesellschaftlichen Chancen von Migranten in Deutschland.

Der größte Anteil von Zuwanderern lebt immer noch in den alten Bundesländern. Daher müssen die Gründe für schlechte Integration hier gesucht werden dürfen. Zwei der größten Immigrationsgruppen im Westen sind die sogenannten Gastarbeiter und Asylanten sowie deren beider Nachkommen. Beiden Gruppen wurden in der Vergangenheit nicht genügend Immigrationsbemühungen deutscher Behörden zuteil, da man immer annahm, dass sie bald wieder in ihre Heimatländer zurückkehren würden. Die geschichtliche Entwicklung widerlegte die Annahme – sie blieben. Die Gründe hierfür zu diskutieren ist müßig, Fact ist, dass sich das jahrzehntelanges Unterlassen von Integration mit den oben beschriebenen Folgen gerächt hat.

Doch halt: unterschreiben Politiker der ganzen Welt nicht ständig Deklarationen, dass Bildung ein Menschenrecht sei und dieses Recht keine Grenzen kenne? Und was machten wir? Gelten Menschenrechte nur im jeweiligen Heimatland?

Nun zu Thüringen. Wir beginnen die gleichen Fehler zu wiederholen. Viele Thüringer Städte haben bereits ihre „Russenquartiere“. Die kommunalen Verantwortlichen nutzen den leerstehenden alten Plattenbaubestand, um die Migranten unterzubringen. Um kurzfristig den (meist unter kommunaler Beteiligung stehenden) Wohnungsgesellschaften Leerstände zu vermeiden helfen, werden die Zuwanderer dort „eingewiesen“. Gettoisierungen entstehen und Sprachbarrieren bleiben erhalten. Und damit nimmt Evas Sündenfall wieder den gleichen Verlauf. Es unterbleibt von Anfang an der nachbarschaftliche Erstkontakt der Deutschen zu den „Neuen“, weil Einwanderer nicht gesteuert dezentral in alle Wohngebiete verteilt werden. Wo ist der verpflichtende (und im Bedarfsfall kostenlose) Besuch von Kindergärten von Migrantenkindern, wo sind die sofortigen Sprachkurse für Neuankömmlinge? Jeder Arbeitssuchende hat einen Arbeitsberater, auch wenn keine Arbeit in seinem Alter oder seiner Branche in Sicht ist. Wo bleibt aber der persönliche Integrationsberater? Wann bekommen unsere Schulen zusätzliche Pädagogen, die Sorge dafür tragen, dass Migrantenkinder proportional die gleichen Bildungsabschlüsse erreichen wie deutsche Kinder?

Die Antwort auf diese Fragen ist vorhersehbar. Angesichts der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise sei dies derzeit unbezahlbar. Dieser Antwort möchte ich in der Sprache des Bankers folgendes entgegenhalten halten: Gerade in der Talsohle einer Krise wird in die sichersten langfristigen Anlageobjekte – wie etwa Gold - investiert. Angesichts des demografischen Wandels, besonders im Osten, ist unser Gold die wenigen jungen Menschen, die wir bald auf dem Arbeitsmarkt dringend brauchen werden. Dazu gehören besonders die Zugewanderten, denn die sind da, erreichen aber viel zu oft nicht den qualifizierten Arbeitsmarkt. Jede Investition in diesen Bereich zahlt sich daher doppelt und dreifach aus. Erstens werden dringend benötigte (steuernzahlende) Fachkräfte ausgebildet, zweitens ersparen wir uns die mitunter jahrzehntelangen Sozialleistungen für diese Menschen (und deren Nachkommen) und drittens schaffen wir einen gesellschaftlichen Frieden, um den uns insbesondere der westliche Teil unseres Landes sehr beneiden wird.

Was hält uns daher noch auf?